Aktionsbündnis #LeaveNoOneBehind Tübingen

Zum bundesweiten Aktionstag der #Seebrücke am Sonntag, den 5. April 2020, möchte das Aktionsbündnis #LeaveNoOneBehind Tübingen auf die menschenunwürdige Situation in den griechischen Geflüchtetencamps aufmerksam machen und fordert die Stadt Tübingen auf, bestehenden Leerstand und derzeit ungenutzte Gebäude wie Hotels und JuHe für Geflüchtete bereitzustellen.

Wir unterstützen diese Aktion natürlich und rufen mit dazu auf, Bilder von Euren Plakaten und Bannern vor leerstehenden Gebäuden, unter https://www.blochuni.org/ hochzuladen.

Symbolisch für den #Leerstand in #Reutlingen, haben wir uns für ein Bild mit der #K39 entschieden. Das Gebäude stand viele Jahre leer, bis im letzten Jahr einige Aktivist*innen dieses für 4 Wochen #besetzt hatten und so eine Debatte über Leerstand und die Wohnungssituation in Reutlingen angestoßen haben. Hier sind wir gespannt, wie es weiter geht. Infos zur Besetzung im letzten Jahr: https://k39.diecrew.org/


Pressemitteilung :

Das Aktionsbündnis LeaveNoOneBehind Tübingen ruft zum bundesweiten Aktionstag der Seebrücke am Sonntag, den 5. April 2020, auf. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Tübinger*innen aus verschiedenen Kontexten, dem OTFR (Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen und die Region) und der Ernst Bloch Universität.

Während der Corona-Pandemie sollen die Menschen am besten zu Hause bleiben. Daher ist die Bewegungsfreiheit vielerorts stark eingeschränkt. Viele der aktuellen Maßnahmen, von Überwachung bis hin zu Grenzschließungen, sind jedoch nicht nur als Mittel im Kampf gegen die Krise zu verstehen, sondern spielen der autoritären Rechten nachhaltig in die Hände. Die Krise treffe Marginalisierte und Geflüchtete am härtesten, kritisiert Lena, die bei Fridays for Future Tübingen aktiv ist: „Bei den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus werden die Menschen in den komplett überfüllten Geflüchtetencamps auf den griechischen Inseln bewusst ignoriert. Für sie bedeutet die verschärfte Abschottungspolitik Europas die absolute Katastrophe.“

Rund 42.000 geflüchtete Menschen befinden sich zurzeit auf den griechischen Inseln. Alleine in Moria auf Lesbos, dem größten Geflüchtetencamp, stecken mehr als 22.000 Menschen fest – dieses Camp ist allerdings nur für bis zu 3.000 Personen ausgelegt [0]. Bis zu 6 Personen müssen auf 3 Quadratmetern schlafen, auf 1.300 Menschen kommt ein Waschbecken [1][2]. Joachim vom OTFR: „Das derzeit nötige Abstandhalten sowie regelmäßiges Händewaschen sind unter solchen Zuständen undenkbar. Zudem ist die medizinische Versorgung völlig unzureichend. Erreicht COVID-19 die Camps, sind die Menschen dort einer unkontrollierten Ausbreitung schutzlos ausgeliefert und viele weitere Menschen müssten sterben.“

Ein Preis, der der EU offenbar nicht zu hoch ist. Seit Jahren verweigert sie den Menschen auf der Flucht einen Asylantrag zu stellen und in europäische Mitgliedsstaaten weiterzureisen. Damit bricht sie geltendes Völker-, Menschen- und Europarecht. Die Reaktion der EU angesichts der Corona-Krise: Ein Lockdown der Camps. Die Menschen dürfen die Lager nur noch stark eingeschränkt verlassen, Helfer*innen wird der Zutritt verwehrt. Hanna von der Ernst Bloch Universität sagt dazu: „Die Sperrung der Camps ist menschenverachtend und darf unter den aktuellen Umständen nicht als effektive Schutzmaßnahme bezeichnet werden. Dass Griechenland die Asylverfahren nun für einen Monat lang komplett ausgesetzt hat verschärft die Situation weiter ungemein“ [3][4].

Wir vom Bündnis fordern: Die Camps auf den griechischen Inseln müssen so schnell wie möglich evakuiert, die Menschen endlich von EU-Staaten aufgenommen werden.

In Deutschland haben sich 141 Kommunen zum „Sicheren Hafen“ erklärt, so auch Tübingen im Mai 2019. Die Stadt signalisiert damit ihre Bereitschaft, Menschen auf der Flucht bei sich aufzunehmen [5][6]. Seither ist wenig passiert. Jetzt hat Tübingen die Möglichkeit, zu zeigen, dass das keine leere Worthülse ist. „Derzeit bleiben Hotels und JuHe unbenutzt, in Tübingen stehen zahlreiche Häuser leer. Hier können und müssen wir Menschen auf der Flucht schnell ein sicheres Zuhause bieten.“, fordert Hanna weiter.

Das Aktionsbündnis fordert alle Tübinger*innen dazu auf, am Aktionstag auf die Situation der Geflüchteten aufmerksam zu machen. Giro vom Aktionsbündnis: „Wir rufen dazu auf, Banner und Plakate mit dem #leavenoonebehind zu basteln und Fotos von ihnen über Social Media zu verbreiten. Neben dem Aufruf der Seebrücke, Plakate und Banner aus dem eigenen Fenster zu hängen, sammeln wir unter https://www.blochuni.org/leave-no-one-behind/ eure Bilder von Plakaten vor leerstehenden Häusern, Hotels und JuHes. Damit soll markiert werden, wo Geflüchtete sofort unterkommen können.“

Lasst uns von Tübingen, von Deutschland, von der EU verantwortungsvolles und menschenfreundliches Handeln fordern. COVID-19 zeigt deutlich, dass Solidarität und Zusammenhalt nicht an der eigenen Haustüre enden. Die Politik kann handeln, wenn sie es möchte.

Bitte beachtet die Ausgangsbeschränkungen und führt Aktionen auf einem Spaziergang maximal zu zweit oder mit euren Mitbewohner*innen durch.

Alle weiteren Infos und Verweise findet ihr hier: https://www.blochuni.org/referate/antifa/leave-no-one-behind/