Review von ROSA zur AfD-Veranstaltung am 16.11.2019 in Albstadt-Tailfingen

Normalerweise sind Geburtstage ein Anlass zur Freude und des Freudespendens: das „Geburtstagskind“ ist älter geworden, der Freundeskreis, die Familie und Bekannte denken an einen und nicht selten wird kräftig gefeiert. Obwohl also die Zeichen auf einen wundervollen Tag hindeuten, hat der vergangene Samstag deutlich gezeigt, warum es Ausnahmen geben muss.

Die gibt es dann, wenn das Geburtstagskind AfD Kreisverband Zollernalb heißt und zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis den AfD-Landesvorsitzenden in Brandenburg und Flügel-Anhänger Andreas Kalbitz zählt, welcher als „Stargast“ eingeladen wurde und erschien.

So ergab sich eine Konstellation, deren Anblick nichts schönes verhieß und auch der Stadthalle in Albstadt als Ausrichtungsort der Jubiläumsfeier zu „verdanken“ war.

Dieser Geburtstag gehörte also gründlich verdorben, weswegen auch ROSA an den Gegenprotesten vor Ort teilnahm. Denn dort, wo die Rechten auf offenen Widerstand treffen, sind sie nachweislich schlechter aufgestellt und haben beispielsweise Probleme damit, Räumlichkeiten anzumieten. Es ist überhaupt mehr als fraglich, weshalb eine Veranstaltung mit dem Faschisten Andreas Kalbitz in städtischen Räumlichkeiten stattfinden darf.

Um die Problematik dieser Entscheidung deutlich zu machen müssen wir die Personalie Kalbitz einmal genauer betrachten und seine zutiefst menschenverachtenden und widerwärtigen Positionen offen legen. Ein kurzer Blick in die Berichterstattung der Presse genügt, um zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Um mal ein paar Punkte genannt zu haben:

→ Einer der bekanntesten Aktivitäten Kalbitz‘ war seine Teilnahme an einem Neonazi-Aufmarsch 2007 in Athen mit NPD-Funktionären wie Udo Voigt und Alexander Neidlein. Während ihres dortigen Aufenthalts hisste die Gruppe zusätzlich noch eine Reichskriegsflagge in ihrem Hotel.

→ Auch nahm er im selben Jahr an einem Pfingstlager der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ teil, einer Organisation in der Tradition der Hitler-Jugend. Die HDJ wurde später verboten, wegen ihrer Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus.

Die Verstrickungen Kalbitz‘ zur Heimattreuen deutschen Jugend reichen übrigens bis zu deren Anfängen:

→ So nahm er schon im Juli 1993 an einem sogenannten Sommerlager des HDJ-Vorgängers „Die Heimattreue Jugend e.V.“ in der Nähe des Ortes Mittelsömmern in Thüringen teil. Damals befand sich im Gepäck des Hobbycampers Kalbitz u.A.: “ […] eine Reichskriegsflagge, dann antisemitische Literatur, die übliche Holocaust-Leugnungsliteratur, also ‚Leuchter-Bericht‘ und solche Dinge.“ (Zitat: Dietwald Claus,
der aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen ist ). Also alles, was man für einen ganz normalen Camping-Trip braucht. Ist klar.

→ Die Liebe Kalbitz‘ zur HDJ hielt auch bis zu deren Ende, denn sechs Wochen nach dem Verbot der HDJ im Jahr 2009 hatte Kalbitz eine E-Mail vom damaligen HDJ-Bundesführer Sebastian Räbiger erhalten. Räbiger hatte die E-Mail an sechs Empfänger verschickt, darunter waren weitere Führungskräfte der HDJ, eine Frau von der rechtsextremistischen Gemeinschaft Deutscher Frauen und ein NPD- Mitglied.

→ Ansonsten sind noch Teilnahmen von Kalibtz an Neonazi-Veranstaltungen in den Jahren 1999 und 2000 in Belgien dokumentiert.

→ Als Autor war Kalbitz ebenfalls tätig: So schrieb er für die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit und war Autor der Zeitschrift Witikobrief, in der er 2001 von einem „Ethnozid am deutschen Volk“ schrieb. Zusätzlich war er Mitglied des völkischen Witikobunds.

→ In jüngerer Vergangenheit bedankte sich Kalbitz auf einer AfD-Demonstration im Mai 2018 unter anderem bei der rassistischen Gruppierung Pegida und der neurechten Vereinigung Ein Prozent für unser Land und beklagte, dass die AfD ausgegrenzt und geächtet werde, obwohl sie „die letzte evolutionäre Chance für unser Land“ sei.

→ Doch auch außerhalb von Camping-Ausflügen, Demonstrationen und Schundzeitungen bemühte sich Kalbitz stets darum von Kameraden umgeben zu sein:
So beschäftigte er den ehemaligen Neonazi Alexander Salomon aus Cottbus, der zuvor knapp zwei Jahre NPD-Mitglied war, im brandenburgischen Landtag als Mitarbeiter.

Man könnte ewig so weiter machen, doch wäre das ein Griff ins bodenlose Fass. Denn auch nur eine der eben genannten Aktivitäten reicht aus, um sich ein Bild davon zu machen, mit was für einem Menschen wir es zu tun haben und mit welchen Gesellen er gefestet hat, schließlich kann keiner, also absolut garkeiner keiner der in der Zollernalbhalle versammelt gewesenen Leute behaupten, er oder sie wusste nicht, um wen es sich bei Kalbitz handelt.
Hier trafen sich Nazis, Faschisten und deren Sympathisanten, also Personen, die einen Vollzeitfascho wie Kalbitz zu ihrer Jubiläumsveranstaltung einladen, um sich mit ihm stolz, offen und für jeden sichtbar in einem städtischen Gebäude zu präsentieren – in unseren Augen ein handfester Skandal.

Somit möchten wir uns nicht nur gegen die AfD und Kalbitz positionieren, sondern auch gegen jeden „Otto Normalbürger“, der diese Veranstaltung besucht hat. Gegen jeden der drum rum stand und zusah, gegen jeden der Beifall spendete. Es geht nicht nur um die, die schreien, wüten & treten, sondern auch um jene, die diese in Schutz nehmen, Angst schüren, Grundrechte verwässern oder Minderheiten an den Pranger stellen.

Mit Leuten, die mit Nazis gemeinsame Sache machen oder sich deren Praktiken bedienen, hat man nichts zu besprechen!

Wer für Weltoffenheit und Aufgeschlossenheit eintritt, sollte AfD und Konsorten sowieso auf allen Ebenen konsequent entgegentreten.Gegen Nazis, Faschos und co. in Stadthallen oder sonst wo.

Auf dass Geburtstage wieder ein Anlass zum Feiern werden!